Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Der ganz normale Wahnsinn in Jakarta
Umweltbombe Jakarta
Indonesien/Lombok/Senggigi 24.12.2013
Singapur Changi Airport
Flugtage mit schwerem Gepäck sind immer anstrengend, besonders wenn man zusätzlich zeitig aufstehen muss und alleine reist. Konnte ich in Singapur noch mit annähernd „europäischen“ Verhaltensweisen rechnen, so schaute die Situation für Indonesien schon ganz anders aus. Und da ich kaum wusste, was mich dort erwarten würde, war ich ein wenig nervös. Den Transfer von meinem Hotel zum Flughafen in Singapur hatte ich genau vorbereitet. Es gibt einen Bus, der direkt von der Orchard Road dorthin fährt. Ich hatte zweimal verschiedene Busfahrer gefragt. Und vom Hotel bis zur Orchard Road brauchte ich normalerweise zehn Minuten, mit Koffer vielleicht fünf Minuten mehr. Da mein Hotel auf einer kleinen Anhöhe lag, konnte ich den Koffer leicht hinunter rollen, was auch prima klappte. Ich war froh, diesem Haus den Rücken zukehren zu können, aber die Frage blieb vorerst offen, ob es in Jakarta besser werden würde.

Alles klappte bestens, der Bus kam nach wenigen Minuten und schon ging es zum Flughafen. Doch es gibt fast immer etwas Unerwartetes, so leider auch dieses Mal. Ich wollte beim Busfahrer ein Ticket kaufen und hielt ihm einen Schein hin.
Weihnachtsdekoration am Changi Airport Singapur
Das funktionierte ganz und gar nicht. Er wollte mir nicht wechseln, wahrscheinlich konnte er es auch nicht, aber die Art und Weise wie er mich behandelte war einzigartig, sozial kalt und typisch für dieses kleine Land. Wie ich nachher lernte, muss man exaktes Geld in die Box werfen, Wechselgeld gibt es keines. Woher sollte ich das wissen? Ich war vorher noch niemals mit einem Linienbus in Singapur unterwegs gewesen. Nach einer kurzen nervösen Diskussion sagte er mir Folgendes auf Englisch: „You must know the rules in a foreign country“ und forderte mich auf, auszusteigen und Geld zu wechseln. Ich wies ihn auf mein schweres Gepäck und die Unmöglichkeit, in kurzer Zeit Geld zu wechseln hin. Ich müsse eben was kaufen und das Wechselgeld für das Ticket verwenden. Ich bat ihn, auf meine Abflugszeit Rücksicht zu nehmen und eine Ausnahme zu machen. So ging es eine Weile hin und her, und er hätte mich tatsächlich aussteigen lassen, wenn nicht ein ausnahmsweise freundlicher Mitbürger dieses obergescheiten Fahrers plötzlich zur Kasse trat und mein Ticket löste. Ich war so überrascht, dass ich es kaum fassen konnte und bedankte mich sehr herzlich. Geld nahm der freundliche Singapurer keines von mir. Wieder einmal zeigte sich, wie eng im Leben alles beisammen liegt.
Die moderne Seite von Jakarta
Ich möchte dem Busfahrer nicht wünschen, nach Österreich zu kommen, und dann unmittelbar in jedem Ort wissen zu müssen, wo und wann man wie fahren darf und welches Pickerl man gerade braucht. Das ist für einen Österreicher oft nicht nachvollziehbar, geschweige denn für einen Ausländer. Da könnte Österreich gratis Tourismus-Werbung betreiben, indem man Herz zeigt und die Gäste willkommen heißt, auch wenn sie einmal Fehler machen. Das Image eines Landes könnte auf diese Weise unentgeltlich aufpoliert werden. Im Gegenzug hat Singapur von mir auf der menschlichen Ebene ein „Nicht genügend“ erhalten.

Viele Begebenheiten werden erst dann zum Problem, wenn man alleine unterwegs ist. Mag sein, dass der eine oder andere Leser mich hier nicht verstehen kann, aber es besteht ein großer Unterschied, ob man alleine oder zu zweit reist. In der Gruppe oder auch zu zweit nimmt man Vieles völlig anders wahr und die Kälte des Handelns der Menschen wird nicht sichtbar, weil der andere sofort einspringt und hilft.

So schaut es neben der Straße aus ...
Nach einer knappen Stunde Fahrzeit kamen wir zum Flughafen und hier tauchte plötzlich ein neues Problem auf. Ich wusste nicht, an welchem Terminal ich aussteigen musste, denn es gibt drei davon. Zum Glück wusste es diesmal der Chauffeur und er ließ mich auch am richtigen Ort aussteigen. Sonst ging alles glatt und pünktlich um 10 Uhr 20 hob der Flieger in Richtung Jakarta ab.

Der Empfang in Indonesien war freundlich, doch es war noch eine Spur heißer und schwüler als in Singapur. Das „Visa on arrival“ bekam ich ohne Probleme, letztendlich musste ich einfach nur den verlangten Geldbetrag bezahlen. Auch ein Weiterflugticket wurde nicht verlangt von mir. Vor der Taximafia in Jakarta war ich gewarnt und suchte mir ein entsprechendes Fahrzeug aus. Nach kurzem Feilschen ging die Fahrt ins Hotel los. Ich bezahlte noch immer viel zu viel, aber am Anfang hielt ich mich meistens etwas zurück, um zunächst die Gebräuche eines Landes zu studieren.

... oder so ...
Mein gebuchtes Hotel lag einige Kilometer im Südwesten des Nationaldenkmals Monas, das man als eines der Zentren von Jakarta ansehen kann. Um es gleich vorwegzunehmen, die Stadt muss man nicht unbedingt gesehen haben. Sie ist extrem laut, schmutzig und bietet kaum einen Liebreiz. Dennoch hatte ich mich entschieden, fünf Nächte zu bleiben, um Fuß zu fassen und eine Rundreise durch Java vorzubereiten.

Jakarta ist die Hauptstadt Indonesiens mit derzeit etwa zehn Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt ohne die Vororte. Sie ist damit die größte Stadt Südostasiens und mit rund 30 Millionen Einwohnern in der Metropolregion einer der größten Ballungsräume weltweit. Die Hauptstadt hat den Status einer Provinz und wird von einem Gouverneur regiert. Die Bevölkerung ist vielfältiger Herkunft mit Menschen von malaiischer, arabischer, indischer, niederländischer und chinesischer Abstammung.

... oder auch so
Als ich mein Hotel nach einem ausgiebigen und guten Frühstück verließ, wurde ich von der schwülen Hitze und dem Lärm der Straße fast erdrückt. Man braucht schon einen gewissen Willen, um sich hier durchzuschlagen. Mein Plan war, einfach in Richtung Zentrum loszumarschieren und zu schauen, was passierte, denn meistens geschah irgendetwas Unerwartetes. Der Verkehr war so dicht, der Lärmpegel so hoch und die Luft so schlecht, dass es kaum zu ertragen war. Es gab keinen richtigen Gehsteig, so ging man teils auf der Straße, teils auf kleinen Streifen, die plötzlich endeten oder, wo sich unvermittelt große Löcher vor einem auftaten. Eine Baracke stand neben der anderen und überall herrschte Betriebsamkeit neben und auf der Straße. Wie die Leute das hier aushielten den ganzen Tag, blieb eines der Rätsel der Stadt. Ich sah auch kleine Wohnbaracken, die keine zwei Meter neben extrem befahrenen Straßen lagen, wo Menschen aßen, saßen, schliefen und lebten. Es war unvorstellbar. Natürlich wurde ich überall begutachtet, denn Touristen gab es hier weit und breit keine. Die Menschen waren nicht unfreundlich, aber auch nicht gerade herzerwärmend. Ich erkundigte mich nach dem Weg. Da bot mir ein Motorbike Taxifahrer an, mich zum Denkmal zu bringen. Ich willigte ein und nach kurzer Verhandlung saß ich schon hinten oben am Bike.

T-Shirt mit dem Aufdruck des ersten Präsidenten Indonesiens Sukarno
Während der Fahrt wurde mir klar, dass ich mein Ziel zu Fuß kaum jemals erreicht hätte. Es war zu weit und der Weg verschlungen. Auf dem Stadtplan sah es viel einfacher aus. Die Straßen waren so verstopft, dass man mit dem Auto gut eine Stunde dorthin gebraucht hätte. Mit dem Bike ging es viel schneller. Die Fahrer waren sehr geschickt und nützten jeden noch so kleinen Spielraum zum Vorwärtskommen aus.

Monas liegt am Merdeka Square und ist einerseits das bekannteste Wahrzeichen der Stadt und andererseits der berühmteste architektonische Verschwendungsbau des früheren Präsidenten Sukarno. Der Bau dieser typisch männlich anmutenden Säule aus italienischem Marmor begann im Jahr 1961 und wurde erst im Jahr 1975 vom nächsten Präsidenten Suharto offiziell eröffnet. An der Spitze des 132 Meter hohen Turms ragt eine stilisierte Flamme, die mit 35 Kilogramm Blattgold versehen ist, in den Himmel. Leider war der einzige Aufzug zur Spitze des Denkmals in Reparatur und auch an der Basis sah es wie auf einer Baustelle aus. Somit blieb mir der Blick auf die vom Smog geplagte Stadt von oben verwehrt.

Nationaldenkmal Monas am Merdeka Square
Ich spazierte auf dem großen vom Verkehr befreiten Areal ein wenig umher. Am Fuß des Monuments sah ich zwei riesige Krüge, die seitlich mit Garudas dekoriert waren. Im Park nebenan steht ein Denkmal mit martialischen Skulpturen, das offenbar an den Befreiungskampf des Landes erinnern soll. Für Touristen wird hier mehr oder weniger gar nichts getan. Die Beschilderung und Beschriftungen sind meist nur in einheimischer Sprache, und es gibt auch keine Angebote, die mir speziell für Touristen aufgefallen wären. Kein Wunder, dass hier kaum jemand zu sehen war, denn das Weiterkommen in Jakarta ist ein Krampf. In der Gegend um das Denkmal schaut es ein wenig nobler aus. Eine Reihe imposanter Wolkenkratzer streckt sich in den Himmel, darunter auch die pompösen Gebäude der Nationalbank von Indonesien. Am Merdeka Square gilt es für die Autofahrer, einen Springbrunnen im Kreisverkehr zu umfahren. Auf der anderen Seite steht über einem Wasserplateau die Skulptur eines mächtigen Pferdegespanns mit insgesamt dreizehn Pferden.

Katholische Kathedrale zur Heiligen Maria in Jakarta
Wieder wurde ich von einem Motorbike-Taxifahrer angesprochen, der am Ausgang des Parks beim Denkmal auf Kunden wartete. Ich vereinbarte mit ihm eine kleine Stadtrundfahrt in der näheren Umgebung, wobei ich ihm exakt vorgab, was er anzufahren hatte. In Jakarta gibt es relativ viele christliche Kirchen und eine, die Kirche der heiligen Theresa, besuchte ich kurz. Sie war leider geschlossen, daher konnte ich nur außen herumgehen. Viel war nicht zu sehen. Auch dieser Fahrer verstand es, sich geschickt durch das enorme Verkehrsgewühl zu schleusen, und bald erreichten wir die in der Nähe der Eisenbahnstation Gambir liegende Immanuel Kirche, ein klassisches Bauwerk aus dem Jahr 1893. Die Zone östlich vom Merdeka Square ist ursprünglich im 19. Jahrhundert von den Holländern gestaltet worden und weist einige der schönsten Bauten der Kolonialzeit auf.

Die gotische Katholische Kathedrale zur Heiligen Maria aus dem Jahre 1901 fällt durch ihre doppelten Kirchturmspitzen auf und liegt exakt gegenüber der Unabhängigkeits-Moschee (Moschee Istiqlal).
Gebetsebene der Unabhängigkeits-Moschee (Moschee Istiqlal) Jakarta
Das gepflegte christliche Bauwerk wirkte inmitten des Chaos fast wie ein Fremdkörper in der Stadt. Die Kirche konnte auch von innen betrachtet werden und bietet neben den üblichen Holzbänken einen schönen Kreuzgang unter Rundbögen, sowie eine große Orgel, die während meiner Anwesenheit gerade bespielt wurde. An der Decke gibt es eine attraktive Holztäfelung und auch die bunten Fenster gefielen mir. Ganz anders dagegen die gigantische Moschee auf der anderen Straßenseite. Dieser unattraktive Bau der Moderne, der gleichzeitig die größte Moschee Süd-Ost-Asiens darstellt, wurde nach dem Entwurf eines katholischen Architekten im Jahr 1978 fertiggestellt. Bereits vor dem Eingang muss man ein großes grünes kloakenartiges Wasserbecken passieren, dass einem jede Lust auf mehr nimmt. Die Moschee hat fünf Ebenen, welche die fünf Säulen des Islam repräsentieren. Die gewaltige Kuppel hat einen Durchmesser von 45 Meter und das Minarett ist 90 Meter hoch. Während des Ramadan können bis zu 200.000 Gläubige hier untergebracht werden. Es gibt angeblich 800 WC-Anlagen und 100 Waschplätze. Ich war als zahlender Gast willkommen und ein geschäftstüchtiger Angestellter führte mich herum. Die Schuhe gab ich ab und nach der Eintragung in ein Buch ging es los.
Kuppel der Moschee Istiqlal
Vom ersten Stock blickte ich auf die riesige Gebetsfläche, auf der vereinzelt Menschen lagen oder sich auch unterhielten. Das Bild wirkte bizarr auf mich. Als ich durch die Gänge kam, lagen auch dort vereinzelt wie schlafend aussehende Menschen am Boden. Die Moschee ist keine Quelle der Ästhetik, doch die immensen Dimensionen sollte man einmal gesehen haben. Ich bedankte mich und verließ die heilige Stätte.

Danach kamen wir am streng abgesicherten Präsidentenpalast vorbei und ich sah eine kleine Demonstration gegen Korruption und für Demokratie. Das von außen schöne Nationalmuseum hielt an diesem Tag geschlossen. Vor dem Museum steht in der Mitte eines kleinen Teichs ein Denkmal mit einem Elefanten an der Spitze, das im Jahre 1871 vom Ersten König von Siam, König Chulalongkorn, als Geschenk mitgebracht worden war. Gleich wurden meine Erinnerungen an Thailand wieder wach, als ich den Text las. Im Nordwesten des Nationalmuseums liegt Taman Prasasti, ein alter Friedhof aus der Kolonialzeit. Auf dem Gelände befinden sich viele steinerne Grabmäler und Figuren zur Erinnerung an bedeutende Persönlichkeiten aus dieser Ära. Mit der Leistung meines Taxifahrers war ich zufrieden, sodass ich ihm vorschlug, am nächsten Tag erneut eine Tour zu unternehmen.

Unbekannte Moschee in Jakarta
Abends erholte ich mich im Fitnesscenter des Hotels und gönnte mir das opulente Dinner Buffet. Über den Hotel Concierge versuchte ich, einen Kontakt zu einer Agentur für eine Java-Rundreise herzustellen. Der Typ meldete sich später auch bei mir am Hoteltelefon, aber mein Gefühl war nicht sehr gut, da er vornehmlich vom Geld redete.

Am nächsten Morgen regnete es, und ich hatte meine Zweifel, ob mein Fahrer kommen würde. Ich wartete eine Weile, doch er kam leider nicht. Der Regen ließ nach und ich ging einfach wieder zu Fuß los. Wie gesagt, es passiert immer etwas Unerwartetes. Plötzlich rief er mir von hinten zu. Wie er mich hier gefunden hatte in diesem Chaos, konnte ich mir nicht erklären. Tatsache war jedoch, dass er da war und schon saß ich am Bike. Wir fuhren nochmals ins Backpacker-Viertel. Ich wollte mich wegen meiner Rundreise dort nochmals umschauen. Die Gegend um die Jalan Jaksa ist weiter nicht besonders erwähnenswert, aber was Reisen betrifft ist sie ein guter Anknüpfungspunkt. Sie liegt ein Stück im Süden nicht weit vom Nationaldenkmal Monas und der Gambir Zugstation entfernt. Mein Taxi brachte mich schnurstracks zu einer Agentur, die meine Wünsche sofort verstand und offenbar auch umsetzen konnte und wollte.
Eingang zur Einkaufspassage Passer Baroe
Der Geschäftsführer sprach gut Englisch, offenbar auch, weil der Eigentümer aus Australien stammt. Nach etwas mehr als einer Stunde Besprechung und mehreren Telefonaten stand das Grundgerüst meiner Java-Tour fest. Am Abend wollte er mit Chauffeur und Guide zu mir ins Hotel kommen, um die Dinge endgültig zu fixieren. Das klang gut und war mir sehr recht.

Wir fuhren weiter nach Kota Tua, der ehemaligen Stadt Batavia, dem einstigen Knotenpunkt des niederländisch-kolonialen Indonesien. Die alte Stadt umfasst ein Gebiet von ungefähr 139 Hektar Fläche und sie war der Ausgangspunkt des späteren Wachstums von Jakarta ab dem 14. Jahrhundert. Kota liegt weit im Norden und die Anreise gestaltete sich aufgrund des abartigen Verkehrs sehr mühsam. Die Abgaswerte in den Straßen lagen extrem hoch und es machte wenig Spaß, hier herumzufahren. Zudem führte die Straße entlang eines grauenhaften Kanals, der optisch und geruchsmäßig eine Katastrophe darstellte. An einem großen Tor zur Einkaufspassage Passer Baroe blieben wir stehen, und ich schlenderte eine Weile durch die lange Straße.
Der alte Schonerhafen Sunda Kelapa in Kota Tua
Viel Interessantes gab es nicht zu sehen, aber ich wurde laufend daran erinnert, dass Weihnachten vor der Tür stand. Beim Eingang steht neben dem Kanal ein altes Haus, das offenbar eine Schule für Journalismus beherbergt, mit dem Firmenlogo „Gestetner“. Das kam mir irgendwie österreichisch vor, aber vielleicht täuschte ich mich auch. Die Fahrt ging weiter vorbei an dem einen oder anderen interessanten Gebäude. Die Kloake neben der Straße blieb uns vorerst erhalten. Endlich bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren am Eingang des Yachthafens Batavia Marina vorbei. Ich wunderte mich, wie eine Marina in so einer dreckigen Gegend bestehen konnte.

Kota ist heute eine traurige Vision seiner einstigen Größe und dutzende historische Gebäude sind verrottet, zerfallen oder einfach mit dem Bagger weggeschoben worden. Beim alten Hafen Sunda Kelapa blieben wir stehen, und ich wanderte leicht geschockt zwischen den alten Segelschonern, Containern, LKWs, Autos, Motorbikes, Kränen, Menschen und dem Dreck umher.
Chicken Market Bridge, die letzte holländische Zugbrücke am Eingang zu Sunda Kelapa
Die Segelschiffe waren schön anzusehen, doch die gesamte Szene der Docks erinnerte an vergangene Jahrhunderte. Die Entladung erfolgte noch weitgehend per Hand. Das Areal war total heruntergekommen und das Wasser so verschmutzt, dass sich jeder Kommentar erübrigte. Das Bild war einfach grotesk. Man wollte mich gegen Bezahlung mit einem Ruderboot herumführen, was ich dankend ablehnte.

In der Nähe des Eingangs nach Sunda Kelapa stehen einige alte Lagerhäuser aus der Kolonialzeit, die in ein Maritimes Museum umgewandelt worden waren. Daneben befinden sich ein Markt und ein alter Wachturm aus dem Jahr 1839. Ich musste mich hier nicht länger aufhalten und drängte auf Weiterfahrt. Interessanterweise tauchten aber laufend wie aus dem Nichts neue Sehenswürdigkeiten auf. Ich stieß auf die letzte erhaltene holländische Zugbrücke, die einen schmutzigen Kanal überspannte. Dann stand plötzlich das monumental wirkende große de Rivier Hotel vor meinen Augen. Rund um das Cafe Batavia findet man schöne historische Bauten neben zerfallenen Ruinen. Legendäre historische Autos, alte Laternen und eine Künstlerszene versetzen einen in ein anderes Zeitalter.
Die Toko Merah Residenz in der Nähe des Cafe Batavia
Neugierig durchstreifte ich das Gebiet, es war voller Überraschungen. Auch das Museum der Feinen Künste mit einem Keramikmuseum liegt gegenüber dem Cafe. Hier wurden Kraut und Rüben einfach wild durcheinandergemischt, es bestand kein Plan für eine bestimmte Widmung. Am ein Stück weiter im Süden liegenden Bahnhof Jakartakota sah ich mich ebenfalls um. Die Züge sahen nicht unbedingt modern aus und die Bahnsteige sind sehr schmal in Anbetracht der Menschenmassen, die hier abgefertigt werden. Vor dem Bahnhof warteten Fahrradtaxis, die am Gepäcksträger einen Ledersitz für einen Passagier montiert hatten. Gleich daneben wieder ein Prachtgebäude der Bank Indonesia. An einem ehemals strategischen Platz in der Nähe der Stadtregierung und des Kali Besar Kanals steht Toko Merah, eine mit roten Ziegelsteinen gebaute ehemalige Residenz eines holländischen Kolonialherren. Der beeindruckende Bau datiert aus 1730 und wurde herrlich restauriert.

Im Inneren der Residenz Toko Merah
In der Zwischenzeit war es spät geworden und die Rückfahrt ins Hotel stand ins Haus. Da gerade Stoßzeit war, entwickelte sich die Fahrt zum Fiasko. Jetzt lernte ich Jakarta von allen Seiten kennen. Wir fuhren an Slums wie an imposanten Hochhäusern vorbei, nur der Stau blieb überall der Gleiche. So eine Fahrt betrachtete ich als reale Gesundheitsgefährdung und ich verstand nicht, warum die Menschen hier nicht nach Lösungen Ausschau hielten.

Am Abend traf ich im Hotel wie vereinbart mein zukünftiges Reiseteam, mit dem ich Java durchqueren wollte, und wir unterschrieben einen kurzen Vertrag.

Der dritte und letzte Tag mit meinem Motorbike Taxifahrer begann mit dem kurzen Besuch des Textilmuseums eines historischen Gebäudes aus der Kolonialzeit, das ganz in der Nähe meines Hotels lag. Mich interessierten weniger die Exponate als das Gebäude von außen. Faktisch stammen in Jakarta alle nennenswerten alten Gebäude aus der Kolonialzeit. Danach brachte er mich in ein Einkaufszentrum, wo ich einen Friseur aufsuchte.
Straßenbild aus Jakartas Chinatown
Als allerletzten Programmpunkt hatte ich mir noch eine Rundfahrt durch Glodok, in der auch die chinesische Enklave liegt, vorgenommen. Dieser typische Vorstadtbezirk ist voll von geschäftigen engen Straßen, Straßenmärkten, schäbigen Markthallen und unendlichen Menschenmassen. Hier nahmen auch die schrecklichen Unruhen von Mai und Juni 1998 ihren Ausgangspunkt, die damals große Teile der Gegend in Schutt und Asche legten. Kurzzeitig Spaß machte hier eigentlich nur, die chinesische Lebensart hautnah zu erleben, und dann die Stätte des Wahnsinns wieder zu verlassen. Verkauft wird alles von traditioneller Medizin bis zu irgendwelchen DVDs Raubkopien. Ich sah auch Weihnachtsmänner mit einer Gitarre in der Hand herumstehen. Dass es schmutzig ohne Ende war, hätte nicht gesondert erwähnt werden müssen.

Am westlichen Ende des Marktes liegen zwei chinesische Tempel. Der kleinere „Toasebio“ bot schon einen typischen Vorgeschmack auf den Stil der heiligen Stätten.
Chinesischer buddhistischer Tempel Toasebio in Chinatown
Alles war sehr bunt angefangen vom Dach mit den Drachen, den rot glitzernden Kerzenreihen wie in katholischen Kirchen oder den rot-goldenen Lampions, die überall hingen. Säulen mit chinesischen Schriftzeichen, schöne Truhen, allerlei heilige und grimmige Figuren, sowie bunte schwimmende Kerzen rundeten die Charakteristik des Tempels ab. Natürlich durften auch die Räucherstäbchen nicht fehlen. Ein freundlicher Tempeldiener sprach von den drei Dharmas zu mir, die von Tao, Konfuzius und Buddha zum Ausdruck gebracht würden.

Der größere chinesisch-buddhistische Tempelkomplex Jin de Yuan datiert aus dem Jahr 1755 und ist einer der bedeutendsten der Stadt. Das Hauptgebäude weist ein durchgebogenes Dach mit zwei Perlen essenden Drachen auf. Im Inneren herrschte eine stimmungsvolle Atmosphäre mit dichten Rauchschwaden von brennenden Kerzen und Räucherstäbchen, welche die Buddha-Figuren, die alten Glocken und Trommeln in Nebel hüllten. Schöne bunte Holzfalttüren mit Schnitz- und Malarbeiten waren ebenfalls zu sehen.
Gefäß zum Aufstellen von Räucherstäbchen im chinesischen buddhistischen Tempel Jin de Yuan
Stark besucht waren beide Anlagen nicht, aber vereinzelt huldigten fromme Gläubige ihre Götter.

Am Rande von Glodok liegen einige modernere Einkaufsgebäude und auch eine der vielen Holland Bakeries, die es in der Stadt gibt. Sie sind alle im gleichen Stil mit der charakteristischen Windmühle am Dach gebaut. Leider habe ich es nie geschafft, die dort angebotenen Köstlichkeiten zu probieren. Bei der Rückfahrt quälten wir uns durch den üblichen Mega-Stau und ich hatte endgültig genug davon. Ich bekam zwar noch das eine oder andere schöne Gebäude zu Gesicht und fuhr ein letztes Mal am Nationalmonument Monas vorbei, aber es reichte mir zur Gänze. Auch das Gejammer wegen des Geldes von meinem Fahrer ging mir auf die Nerven. Ich erklärte ihm, dass dies der letzte Tag gewesen sei, dankte ihm und verabschiedete mich. Im Hotel gönnte ich mir ein letztes Mal das wirklich gute Abendbuffet.

Vom verschmutzten Jakarta hatte ich ausreichend gesehen und blieb am letzten Tag im Hotel, was vergleichsweise eine Wohltat war. Nach dem Fitness-Training kam abends mein Guide für die Rundreise ins Hotel und wir besprachen kurz die Route.
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